Kur in Lanzarote

Trockenfeldbau

Trockenfeldbau ist eigentlich eine Sammelbezeichnung für Feldbau in Gegenden mit weniger als 400 mm Niederschlag im Jahr, in denen spezielle Methoden entwickelt werden müssen, um der Erde einen landwirtschaftlichen Ertrag abzuringen. Auf Lanzarote sind durch die Vulkane besondere Bedingungen entstanden, die eine spezielle Art des Trockenfeldbaus herausgebildet haben. Dazu gehören das Sammeln von Wasser in Zisternen genauso wie der Windschutz durch Lavamauern und das Abdecken der Erde mit Picón.

Als 1736 die Bauern in der Gegend Yaiza zu ihren ehemaligen Feldern zurückkehrten um wieder mit dem Anbau zu beginnen, mussten sie feststellen, dass die Lava teilweise bis zu 4 m dick war und ein Anbau von Getreide wie vorher unmöglich. Aber in den Aschefeldern konnten sie Wein anbauen und fanden heraus, dass der Boden durch die Vulkanasche sogar fruchtbarer war als vorher, wenn die Wurzeln den Boden unter der Asche erreichen konnten. Dazu machten sich die Bauern die Tatsache zunutze, dass Kakteen tief wurzeln. So kommt es, dass häufig neben einem Weinstock ein Kaktus wächst. Mit einer aus Lavasteinen aufgeschichteten Mauer werden die Pflanzen vor dem Wind geschützt.
Für die Schutzmauern werden Lavabrocken ohne Mörtel so aufeinandergeschichtet, dass Zwischenräume bleiben, durch die der Wind hindurch kann. Das verhindert, dass die Mauern vom Wind eingedrückt werden. Die Pflanzen selbst sitzen in Trichtern, die in die Asche gegraben sind, dadurch sind sie zum einen noch besser vor dem Wind geschützt, zum anderen sammelt sich der der Tau an der tiefsten Stelle und kann die Wurzel bewässern, ohne dass die Feuchtigkeit von der Luft aufgenommen wird. In der La Geria ist so ein ausgedehntes und fruchtbares Weinbaugebiet entstanden. Andere Pflanzen werden in diesem Gebiet ähnlich behandelt.

Dort, wo fruchtbarer Boden vorhanden ist, wird er mit einer etwa 10 cm dicken Picón-Schicht abgedeckt. Auch hier gibt es einen zweifachen Effekt. Der Picón ist sehr porös und in den Poren sammelt sich der Tau, gleichzeitig verhindert die dicke Schicht ein Austrocknen des Bodens. Ist kein fruchtbarer Boden vorhanden, so wird er ebenso wie die Piconschicht vorher aufgebracht. Das macht man an Stellen, wo man mit Zisternen eine gute Möglichkeit hat, Wasser zu sammeln und zu speichern. Die Bewässerung mit Zisternen (oder auch heute mit entsalztem Meerwasser) kommt dadurch mit sehr wenig Wasser aus. Dazu werden Leitungssysteme, meist mit Kunststoffrohren direkt zu den einzelnen Pflanzen gelegt, wo dann das Wasser direkt an die Wurzel gebracht wird. Eine Beregnung eines ganzen Feldes, wie es bei uns üblich ist, wäre hier verantwortungslos.
Alle 10 bis 15 Jahre sind die Poren des Picó mit Erde und Staub so zugesetzt, dass die Speicherfähigkeit für Wasser gegen Null geht. Dann muss das ganze Feld abgeräumt und neuer Picón aufgebracht werden. Der verbrauchte Picón wird dann im Straßenbau verwendet. Das gewöhnliche Material ist der schwarze Picón, es gibt auch noch roten, der aber teurer ist, weil er seltener vorkommt. Man benutzt ihn zur farblichen Gestaltung von Gartenflächen. Der rote Picón ist eisenhaltig.

Auf der Finca Lomos Altos bemüht man sich derzeit um eine Anerkennung als Demeter-Betrieb. Wobei es da sehr viele Sonderbedingungen gibt was Präparate und Tierhaltung angeht. Eine zentrale Fragestellung ist z.B. auch die Beschaffenheit der Böden. In Lanzarote gibt es vor allem mineralische Böden und Humusbildung ist sehr schwierig. Die Gärtner auf der Finca versuchen eine Mischform, indem sie für die Verkompostierung nur Pflanzenteile nehmen, die dort gewachsen sind und Linsen als Gründüngung anbauen.
Wer sich noch etwas genauer für Lanzarotes Landwirtschaft interessiert, der kann hier den ersten und hier den zweiten Teil eines Artikels dazu lesen.

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